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Gedanke #1: Technologie - Differenzierung statt Standardisierung 

Einsatz und Nutzung von Technologie nimmt seit vielen Jahren beständig zu, und das führt natürlich auch zu immer neuen Geschäftsmodellen. Man kann bereits seit einiger Zeit beobachten, dass gerade technologieaffine Unternehmen sich zunehmend auf Kundenorientierung statt auf Effizienz fokussieren. Man könnte manche dieser Geschäftsmodelle „Over the Top“ nennen, nicht benannt nach dem B-Movie der 80er Jahre, sondern entsprechend der Idee, sich als neuer Anbieter zwischen Kunden und die bestehenden Anbieter zu drängen. So gewinnt man selbst den direkten Kontakt zum Kunden, bestehende Anbieter werden dabei sozusagen in die zweite oder dritte Reihe verdrängt – und verlieren allmählich wichtige Einblicke in Bezug auf Kundenwünsche und -vorstellungen. Technologie in diesem Szenario dient also primär dazu, dem Kunden die Nutzung der angebotenen Services oder Produkte zu leicht und angenehm wie möglich zu machen. Wenn man streamen kann, warum soll man dann noch zur Videothek gehen? 

Technologie ist also nicht nur Effizienzmotor, sondern auch Differenzierungsmerkmal und konsequenterweise müsste man dann dieses Prinzip auch auf die eigene IT anwenden: Differenzierung statt Standardisierung. 

Gedanke #2: Mehr Kundenorientierung durch Customer Journey 

Ebenfalls seit einiger Zeit wird vermehrt über Kundenorientierung gesprochen, doch wie genau kann man sich dies vorstellen? Eine Antwort darauf geben die sogenannten Customer Journeys. Das sind sehr anschauliche Darstellungen, die man sofort verstehen kann und die eigentlich folgendes sind und tun:  

Sie sind Quasi-Prozessmodelle, jedoch nicht im klassischen Sinn. Normalerweise modelliert man Prozesse aus einer Ablaufsicht heraus, meist mit dem Ziel von Effizienzverbesserungen oder aufgrund Dokumentationspflichten. Sie stellen die einzelnen Aktivitäten, die verwendeten Betriebsmittel und die beteiligten Rollen dar. 

Customer Journeys sind jedoch anders gestrickt. Nicht ein Auftrag, eine Beschwerde oder Ähnliches bilden die Prozessinstanz, sondern ein Kunde einer ganz bestimmten Kategorie bildet diese Instanz. Dargestellt wird, wie er in einer bestimmten Situation mit dem Unternehmen interagiert, also zum. Beispiel im Fall einer Reisebuchung, einer Reklamation oder ähnlich. Sämtliche Einzelschritte werden erfasst, wie die Interaktion genau abläuft – und dann wird es interessant: Welche Prozesse bzw. welche IT-Systeme sind im Hintergrund involviert und noch interessanter: Ist der Kunde zufrieden mit der Abwicklung, bzw. Antwort oder nicht? 

Das sehr Positive an diesem Modell ist, man beginnt das eigene Unternehmen durch die Augen des Kunden zu sehen, und das ist oftmals etwas ganz Anderes als einfach nur der Schnellste oder Günstigste zu sein. 

Gedanke #3: Rationalisierung der IT-Landschaft 

Mehr Differenzierung statt nur Standardisierung und mehr Kundenorientierung sind wichtig und richtig. Genauso wichtig und richtig ist es aber, Budgets optimal einzusetzen und wenn man sich die Digitale Transformation leisten können möchte, wird man dafür Budget benötigen. Es ist daher sicherlich eine dritte gute Idee, nach Optimierungspotenzialen in der IT-Landschaft zu suchen. Einen idealen Rahmen bilden dafür die sogenannten „Geschäftsfähigkeiten“. Diese drücken aus, was das Unternehmen zur Umsetzung seiner Strategie benötigen wird, sie sind also sozusagen die Verbindungsebene zwischen Strategie und Betrieb, und eignen sich ideal als Gesprächsgrundlage zwischen Fachbereich und IT. Während ein klassisches IT-Domänenmodell oft der IT „gehört“ und vom Fachbereich nicht wirklich akzeptiert wird, ist das beim Geschäftsfähigkeitenmodell anders. Es gehört beiden Parteien und es entwickelt sich im Laufe der Jahre sogar weiter. Ständige Anpassung des Betriebsmodells daran ist also nötig. 

Die Geschäftsfähigkeiten bilden also den idealen Ordnungsrahmen für die IT, denn es kann evaluiert werden, ob die IT optimal dazu passt. Will man in der Digitalen Transformation aufgrund der Strategie weit vorne sein, dann müsste ja die IT-Unterstützung der Geschäftsfähigkeiten optimal gestaltet werden: Wenig Redundanz, wenige oder besser gar keine Lücken, geringe technologische Schulden, optimale funktionale Unterstützung.

Die Geschäftsfähigkeiten bilden also somit die Grundlage für die Optimierung der Anwendungslandschaft und in der Folge kann Budget wahrscheinlich an der einen Stelle eingespart und in andere Stellen investiert werden. 

Neue Chancen für Enterprise Architecture 

Mehr Differenzierung, mehr Kundenorientierung, mehr Optimierung – das alles ruft nach einem strukturierten Vorgehen. Struktur heißt nicht zwangsläufig starr und unflexibel, denn natürlich hat Enterprise Architecture in den letzten Jahren viel gelernt. 

War es um 2006 herum primär ein Wettkampf um das bestmögliche jeweils kundenindividuelle Metamodell und das Selbstverständnis eher das einer „internen Polizei“, verbunden mit sehr aufwendigen Einführungsmodellen und am Ende kaum Ergebnissen, ist es in den folgenden Jahren immer weiter zu einer reinen Dokumentation der Anwendungslandschaft geschrumpft. Das neue Dogma hieß „einfach“, aber oft war es eben zu einfach und entwickelte eben überhaupt keine Durchschlagskraft. Ergebnisse waren nett, aber für Umsetzung der Unternehmensstrategie nicht wirklich relevant und man konnte oft gar nicht mehr das Wesen der Enterprise Architecture – nämlich Experte in Sachen Abhängigkeitswissen zu sein, also quasi Statiker – erkennen. Es hieß nur noch so. Aber auch hierin lag immer noch etwas Gutes: Enterprise Architecture wandelte sich von einem Elfenbeinturm innerhalb der IT - oft nicht mal in der IT richtig verstanden – zu etwas Verständlichem und wenigstens teilweise Nützlichem.  

Mehr Technologie seit einigen Jahren verlangt aber auch danach, diese Technologien richtig einzubinden und richtig zu nutzen, und hier bieten sich naturgemäß sehr gute Chancen für Enterprise Architecture: Denn immer geht es um: Bestmöglichen Einsatz, Auswirkungen, Abhängigkeiten.  

Nachdem also Enterprise Architecture schon mal zu viel des Guten war, dann zu wenig Power entwickelte, kann man es jetzt genau richtig angehen, denn das Klima ist dafür geradezu ideal: Transformation ist immer noch in aller Munde, wie schon gesagt vermehrter Technologieeinsatz, die am Anfang erwähnten neuen Geschäftsmodelle und generell mehr Komplexität bei den Zusammenhängen.  

Connected Enterprise Architecture (EA) 

Aber: Bloß nicht wieder ein akademisches Vorgehen. Sondern agil und pragmatisch soll es sein. SAFe ist sicherlich eine gute Idee, die übrigens immer mehr Freunde gewinnt, aber auch wir bei MEGA   tragen dazu bei, dass Enterprise Architecture optimal pragmatisch und durchschlagskräftig gestaltet wird. Unsere HOPEX-Plattform setzt dabei voll auf „Connected EA“, denn Kunde, Technologie, Organisation, IT, Strategie – dies alles hängt zusammen und muss somit auch zusammenhängend betrachtet werden. Connected EA bringt also unterschiedliche Beteiligte und unterschiedliche Perspektiven und Bezugsebenen unter einen Hut, doch auf keinen Fall wird hier übertrieben. Denn es ist ja so: Früher wie heute sind Unternehmensstrukturen und -umgebungen komplex, nur war es früher eben schwierig und langwierig, das modellhaft abzubilden. Da ist heute jedoch anders und dafür gibt es zwei Stichworte: Automatisierung und Content.  

  1. Automatisierung 

Automatisierung bei der Datenerfassung und Aktualisierung ist der erste wichtige Punkt. Einer der wesentlichen Kritikpunkte war früher immer: Wer soll das denn alles pflegen? Die Antwort heute dazu ist: Es pflegt sich idealerweise selbst, oder zumindest weitgehend selbst. So können laufende Applikationen, Technologien und sogar Saas-Services mit HOPEX automatisch erkannt werden, so dass fast 80% der Initial- und Pflegeaufwendungen wegfallen. 

Automatisierung auch bei der Darstellung / Auswertung. Statt wie früher Diagramme zu modellieren, werden managementtypische Charts und sogar lösungsarchitekturspezifische Modelle aus dem Datenbestand heraus generiert. Also spart man auch hier Zeit und kann sich auf die wesentliche Architekturarbeit konzentrieren statt auf Datenpflege.  

  1. Content 

Content ist King, heißt es oft. Und es gilt auch in der Enterprise Architecture. Es gibt heute sehr gute externe Kataloge für Technologieinhalte mit Herstellerangaben, branchenspezifische Prozessframeworks oder Fähigkeitskarten, Compliance-Frameworks und vieles mehr. Diese Inhalte kann man direkt in HOPEX hineinladen und hat damit dann sozusagen den Hintergrund für die abzubildende eigene Enterprise Architecture schon geschaffen.  

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Die neue Rolle des Enterprise Architect 

Damit wären wir beim letzten Aspekt dieses Artikels – der neuen Rolle des Enterprise Architect. Der Titel dieses Blogs ist „Hände frei“, und das heißt folgendes: 

Mehr Automatisierung bei Datenerfassung und -pflege, mehr vorhandener nutzbarer Content – das bedeutet Hände frei für die Enterprise Architects, sie können sich jetzt um die wirklichen Aufgaben kümmern, und davon sind ja wie ausgeführt genügend vorhanden: Man könnte sich stärker in die Gestaltung neuer IT-Lösungen einbringen, in IT Compliance Programme (vor allem dann, wenn das Unternehmen international agiert – Multi Compliance als Stichwort) oder in die Entwicklung von Proudktarchitekturen, die mit der eigenen IT vernetzt sind.  

Digitale Transformation ist mehr als nur die Optimierung der Anwendungslandschaft, es ist genau das: Neue IT-Lösungen, Prozessdigitalisierung, digitale Produkte und Services und damit einhergehend: Mehr Regulierung und mehr Complianceanforderungen.