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Die Umsetzung großer Vorhaben erfordert mehr als nur Regeln und Prinzipien. Dieser Artikel beleuchtet die Essenz erfolgreicher Zusammenarbeit, indem er die Macht von gemeinsamen Geschichten und die Rolle der Enterprise Architecture in diesem Kontext beschreibt. Durch die Einbettung von EA in eine gemeinsame Geschichte können Unternehmen nicht nur monumentale Projekte realisieren, sondern auch die Herausforderungen der digitalen Transformation meistern - Zusammenarbeit und Agilität in ganz großem Stil!  Los geht's!

Tendenzen 2023

Auf den letzten Enterprise Architecture- bzw. IT-Konferenzen hat man immer wieder gehört, dass Vortragende insbesondere auf folgende Aspekte ansprechen: 

  • Digitale Transformation 
  • 100% Digital  
  • Vom Händler zum Plattformanbieter 
  • Alle Personen im Unternehmen sind Architekten 
  • Das betrifft die ganze Organisation
  • Die Mitarbeiter wissen was in ihren Bereichen der richtige Weg ist 

Die besagten Themen wurden in ähnlicher Weise immer wieder diskutiert. Im Kern geht es um die Unternehmensarchitektur und die komplexen Anforderungen großer Programme. Die wichtigsten Herausforderungen dabei sind die Einbindung einer beträchtlichen Anzahl von Mitarbeitern sowie die Auswirkungen auf vielfältige Unternehmensbereiche. 

In den letzten Jahren wurde betont, dass Enterprise Architecture das gesamte Unternehmen betrifft – eine grundsätzlich korrekte Ansicht. Allerdings wurde dieser Ansatz oft zu abstrakt behandelt. Über mehrere folgende Jahre hat EA sich dann quasi ‚gesund geschrumpft‘, aber seit einiger Zeit kehrt sie – thematisch jedenfalls - zu alter Größe zurück, aber doch eben ganz anders. 

Die Frage, die sich bei obigen Aspekten sicher stellt ist:  

Wie lässt sich die Zusammenarbeit einer großen Anzahl an Mitarbeitern effizient organisieren? 

Die Größe natürlicher Rudel beispielsweise von Primaten pendelt sich oft ein bei ca. 50 – 100 Individuen, gleiches gilt für die typische Größe von Freundeskreisen, erweiterten Familienverbänden. Auch hier geht es um Zusammenhalt und Beziehungen, bestimmte Formen von Kooperationen und gegebenenfalls auch emotionale Bindungen. Absprachen funktionieren oft auf Zuruf, individuellen Abstimmungen, die Möglichkeit, sich zu treffen sind unmittelbar, ebenso miteinander zu kommunizieren.  

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Doch wie war es möglich, eine so große Anzahl von Menschen über viele Jahre hinweg für Projekte wie den Bau der Pyramiden zu vereinen? 

Ein Erfolgsrezept des Menschen generell ist es, in sehr, sehr großen Gruppen zusammenarbeiten und kooperieren zu können. Nur dann sind auch sehr große Vorhaben umsetzbar. Die Methoden, die sich in Gruppen von vielleicht 50 – 100 Individuen sehr gut eignen, sind hier sicherlich nicht anwendbar. 

Diese Frage ist für uns insofern interessant, da auch Unternehmen vor großen Vorhaben stehen. Hier geht es nicht mehr darum, ein kleines Team zu organisieren oder vielleicht auch „nur“ den Enterprise Architecture Bereich, sondern hier sind ja quasi alle „mitzunehmen“ – wie es auch die Themenverantwortlichen beschreiben. 

Man könnte geneigt sein auf die Pyramidenfrage zu antworten: Entweder mit Zwang oder mit Belohnung, und das ist sicherlich zum Teil – leider - zutreffend. Aber es gibt noch eine andere Antwort: Durch eine gemeinsame Geschichte. 

Von Geschichten und Regeln 

Eine Geschichte, die alle verstehen (größtenteils jedenfalls), der die Menschen folgen (wollen) und die Gemeinsamkeiten und somit Perspektiven schaffen. Religionen sind solche Geschichten, Gesetze sind es jedoch nicht. Wo ist der Unterschied? 

Gesetze sind einfach diskrete Regeln, Verbote, Vorgaben, die nötig sind und auf deren Einhaltung gepocht wird. Sie sind Voraussetzung für reibungslose Abläufe, Sicherheit, Verlässlichkeit und vieles mehr, aber sie haben aus sich heraus relativ wenig Bindungskraft. Sie regeln das Alltägliche. 

Eine Geschichte aber funktioniert anders. Sie muss überzeugen, einen Mehrwert bieten und emotionale Bindungskraft schaffen – sie bietet eine andere Perspektive. Am Ende mag die Grenze zwischen Geschichten und Regeln nicht immer klar sein, da sich beide oft überschneiden. Die Geschichte fungiert als Instrument, um sehr viele Menschen quasi auf ein gemeinsames Ziel einzuschwören, während Regeln notwendig sind, um den erfolgreichen Weg dorthin zu gestalten. 

Vom gemeinsamen Haushalt zur Pyramide 

Pyramiden sind ein übermenschliches Vorhaben gewesen, so scheint es. Immer mehr erkennt man, dass Struktur und Planung herausragend gewesen sein müssen. Ob dies in Ägypten oder in Mesoamerika war. Doch was unterscheidet den Pyramidenbau von der heutigen Zeit des digitalen Wandels? Dazu ein viel einfacheres aber nicht weniger komplexes Beispiel: ein ehelicher Haushalt. Jeder Partner hat da zum Beispiel seine eigene Meinung von Ordnung. Schon Kleinigkeiten können zu schlechter Stimmung führen. Was ist nun der Unterschied zum Pyramidenbau? Die persönliche Verwirklichung jeder einzelnen Person UND die Verwirklichung der Personen als Gruppe. Das erfordert neben einer gemeinsamen Sprache, einer guten Aufteilung und Planung Achtsamkeit. Der Pyramidenbau ist sehr kompliziert, doch mit guter Planung, viel Kreativität, mathematischem Knowhow und – nennen wir es durchsetzungsstarkem – Ausführungswillen, lässt sich das machen. Doch wir leben in einer schnellen und gleichzeitig komplexen Welt. Lösungen in einem solchen Szenario zu finden erfordert neben den genannten Hard-Skills auch die ebenfalls genannte Achtsamkeit. Ich für meinen Teil arbeite noch hart daran, das im gemeinsamen Haushalt zur gemeinsamen Verwirklichung zu realisieren. Welche Werke könnten wir bauen oder erschaffen, wenn wir das in Teams, in Unternehmen leben könnten? 

Ein Impuls 

In einem IT-Unternehmen gibt es einen klaren Nordstern, die Vision kennt jede/r im Schlaf. Darüber hinaus arbeiten Software Entwicklung und Betrieb Hand in Hand, zusätzlich tragen Enterprise Architektur und alle anderen Querschnittsaufgaben wie die Informationssicherheit dazu bei, dass alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Resilienz in Reinkultur. Alle können sich mit Begeisterung ihren Aufgaben widmen. Damit wird jede noch immer notwendige Hostablöse hin zu künstlicher Intelligenz, Data Lakes in Multi-Clouds und Records Management per Blockchain zum Walk in the Park! 120% digital! 

Was das mit Enterprise Architecture zu tun hat? Enterprise Architecture ist die Disziplin mit dem achtsamen Blick auf das große Ganze, ermöglicht mit gemeinsamer Spracht, dass Geschichten erzählt werden, die alle verstehen können und somit ihre Fähigkeiten zum großen Ganzen einfach hinzufügen können.  

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Wie gesagt, Enterprise Architecture ist (eigentlich) gedacht für große Vorhaben, und man nutzt gerne Regeln oder anders gesagt Architekturprinzipien, um Anleitung zu geben. Das funktioniert aber nur bedingt, denn keiner mag sie und Menschen finden immer wieder Wege, sie zu umgehen und dann heißt es schnell, Enterprise Architecture findet bei uns keine Beachtung. 

Aber große Vorhaben wie die oben geschilderten funktionieren nicht, wenn man diesen nur mit Prinzipien beikommen möchte. Solche großen Vorhaben, das Zusammenbringen sehr vieler Menschen funktioniert nur, wenn man eine Geschichte erzählt. Eine Unternehmensstrategie ist eine solche Geschichte. 100% Digital zu werden, ist eine solche Geschichte. Sie lädt ein, mitzugehen, wenn sie geschickt erzählt wird, findet sich fast jeder darin wieder.  

Unternehmensstrategie als gemeinsame Geschichte 

Wie würde man eine solche Geschichte erzählen? Erstmal – sicherlich durch Erzählen, durch viele Meetings, Vorträge, Kantinengespräche. Aber auch durch eine zentrale Anlaufstelle und eine geeignete Form. Da wir im Thema Enterprise Architecture sind und dieses der geeignete Wegbereiter für große Vorhaben ist macht es Sinn, wenn Enterprise Architecture diese Geschichte (auch) erzählen kann – nicht in Form von Prosa, sondern eher formal, aber doch so, dass es eine Geschichte bleibt: Von den Zielen die man hat, wie man dorthin kommen will, womit zu rechnen ist, von den Verheißungen und Gefahren. Eine Story eben, die die Leute mitreißt. Die Unternehmensstrategie lässt sich als eine solche Geschichte erzählen – formal genug und idealerweise illustriert wie in dem Auszug des folgenden Beispiel eines Flughafens, der ein 5-Sterne Flughafen werden möchte. 

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Transformationsbeispiel: Flughafen 

In einer ersten Phase geht es darum, die allgemeine Kundenzufriedenheit zu optimieren, denn ohne zufriedene Kunden gibt es keine fünf Sterne. In dieser Phase gilt es verschiedene Ziele zu erreichen wie den Check-In zu automatisieren und Weiteres. 

In einer zweiten Phase geht es dann um Predictive Maintenance, wiederum gibt es Einzelziele, und entsprechendes gilt für Phase 3 auch. 

Wichtig ist, diese Geschichte, die hier modellhaft dargestellt ist, zu kommunizieren. Es ist nichts anderes als zu sagen: „Wir wollen 100% Digital werden“, und es ist eine sehr einprägsame Form der Darstellung. Außerdem ist sie der Einstiegspunkt in die Enterprise Architecture. Von dieser Geschichte ausgehend werden die Bezüge zu Maßnahmen hergestellt, zu typischen EA-Artefakten wie Roadmaps und  zuvorderst noch Capability Maps getreu der Frage: Was müssen wir können oder demnächst können, um Kundenzufriedenheit (noch) besser herstellen zu können, und ab wann muss das soweit sein? 

Durch diese Verbindung von der übergreifenden Geschichte zur alltäglichen Enterprise Architecture Arbeit wird enorm Akzeptanz eben für Enterprise Architecture geschaffen, das ist mal das eine. Das andere ist aber eben auch, dass sich dadurch bestätigt, dass Enterprise Architecture mehr als alles andere seinen Wert durch Kommunikation schafft, statt durch die Errichtung von Leitplanken oder die Festlegung von Regelwerken. Die Geschichte schafft es, dass Menschen eher einsehen, warum dann bestimmte Regeln nötig sind. Und der dritte Punkt an dieser Stelle und auch abschließend ist: Starre Regeln oder oft auch Leitplanken genannt als solche werden sowieso gerne missachtet wie das folgende Bild ganz anschaulich zeigt.  

Umweg.pngNatürlich gibt es einen vorgezeichneten Weg, aber die meisten Leute wissen viel besser selbst wie sie schneller und einfacher zum Ziel kommen – sie kennen Ihren Bereich, ihr Thema eben sehr gut. 

Was können wir also tun?

Die heutige Geschäftswelt erfordert eine Enterprise Architecture, die weit über das Aufstellen von Regeln und Prinzipien hinausgeht. Eine erfolgreiche Transformation erfordert eine inspirierende Geschichte, die die Mitarbeiter in Richtung gemeinsamer Ziele führt und trotzdem den Raum für individuelle Kreativität und Expertise lassen. Wenn Unternehmen die Kraft einer gemeinsamen Geschichte nutzen, können sie nicht nur monumentale Vorhaben wie den Pyramidenbau realisieren, sondern auch die Herausforderungen der Digitalen Transformation meistern. Denn Enterprise Architecture begleitet Sie auf Ihrem Weg zu Innovation und Erfolg – Im großen Stil und trotzdem agil!